Landesvorsitzender Clemens M. Weegmann: „Mehr vom Gleichen wird nicht helfen.“

Stuttgart, 29.04.2024. Der Deutsche Kitaverband in Baden-Württemberg kritisiert das kürzlich von den grün-schwarzen Regierungsfraktionen vorgelegte Sprachförderkonzept im Bereich frühkindliche Bildung. „Da sich in Baden-Württemberg insbesondere im IQB-Test zeigte, dass 20% der Kinder in der 4. Klasse unter dem Mindeststandard in Lesen liegen und weitere 20% nur wenig besser abschneiden, wurden im (staatlichen) Schulbereich zahlreiche Maßnahmen zur Leseförderung ergriffen. Nun sollen auch die Kitas in ein schulisches Konzept einbezogen werden. Alle Kinder, die bei der Sprachentwicklung während der Einschulungsuntersuchung Schwächen zeigen, sollen verpflichtend Sprachförderung – überwiegend durch Lehrer:innen –  erhalten. Das ist eine Denkweise, die zu einseitig die didaktisch-schulische Perspektive einnimmt, ohne sie aufgrund der schlechten Ergebnisse kritisch zu überdenken“, sagt DKV-Landesvorsitzender Clemens M. Weegmann.

„Das Problem ist seit dem ersten PISA-Test 2001 bekannt. Obwohl die bisherigen schuldidaktischen Maßnahmen die dem Motto „mehr vom Gleichen“ folgten, nicht fruchteten, soll es früher und mehr Schule für die Kinder geben. Die erziehungswissenschaftliche frühkindliche Forschung kommt jedoch zum Ergebnis, dass Kinder in dem Alter anders lernen. Es bringt nichts, 5-Jährige 4 Stunden die Woche in Sprache zu unterrichten. Es ist viel effektiver, wenn die Kinder den ganzen Tag in der Kita ein alltagsintegriertes sprachförderliches Umfeld erleben. Die Kinder brauchen jederzeit Erwachsene, die interessiert an ihnen und ihren Sichtweisen auf die Welt sind und mit denen sie gemeinsam die Welt erforschen und ihre Erkenntnisse besprechen können. Doch gerade bei der Implementierung dieser modernen Pädagogik sind die Kitas zwar auf dem richtigen Weg, aber die Umsetzung ist weiterhin dringend zu stärken. Insbesondere durch den großen Kitaplatzausbau und den heutigen Fachkräftemangel, der auch bewirkt, dass die Qualifikation des Personals insgesamt abgenommen hat, ergeben sich Defizite“, so Weegmann.

„Hilfreich wäre eine verpflichtende Fachberatung pro 10 Kitas bzw. 600 Plätze und eine vom Träger gesteuerte systematische jährliche Evaluation der pädagogischen Prozessqualität seiner Einrichtungen“, erklärt Weegmann, der selbst Geschäftsführer eines Trägernetzwerks ist, das in Baden-Württemberg ca. 40 Kindertagesstätten betreibt.

Weitere Informationen: 2023_12_DKV_BW_Professionalisierung_Kita-Qualitaet_Sprachfoerderung.pdf (deutscher-kitaverband.de)

Foto: KONZEPT-E