Waltraud Weegmann: Zusätzliche freie Tage sind keine Entlastung für die Kita-Teams
Berlin, 13.06.2022. Aktuell stimmen die Beschäftigten in den Sozial- und Erziehungsdiensten über das Verhandlungsergebnis zwischen ver.di und den kommunalen Arbeitgeberverbänden ab, das einen „Einstieg in Entlastung“ bedeuten soll.
Der Deutsche Kitaverband kann die finanziellen Zulagen für Erzieher*innen und Praxisanleitung sowie die Anpassung der Stufenlaufzeiten analog zum öffentlichen Dienst als Schritt zu einer Aufwertung des Erzieherberufs und zur Bekämpfung des Fachkräftemangels nachvollziehen. Dabei geht der Deutsche Kitaverband von einem vollen Finanzierungsausgleich für die freien Träger aus.
Allerdings bedeuten die vorgesehenen zwei bis vier zusätzlichen freien Tage mittelfristig das Gegenteil von Entlastung. Um die Regenerationstage pro Mitarbeiter*in zu realisieren, müssen die Kita-Träger entweder zusätzliches Personal einstellen oder die ohnehin stark belasteten Kita-Teams müssen die Abwesenheit der Kolleg*innen zusätzlich auffangen. In Zeiten des immensen Fachkräftemangels geraten die Teams so in gewerkschaftlich gewollte Unterbesetzung. Letztendlich wäre eine höhere finanzielle Tarifsteigerung gerade in Zeiten einer anwachsenden Inflation die bessere Lösung gewesen.
Waltraud Weegmann, Bundesvorsitzende des Deutschen Kitaverbands: „Der zweifelsohne individuell sehr wertvolle Nutzen von zwei weiteren freien Tagen für die einzelnen Mitarbeiter*innen führt zu einer kollektiven Belastung des gesamten Kita-Teams. Um diese Belastung zu umgehen, werden viele Kita-Träger nun zusätzliche Schließtage einführen müssen. Konflikte mit den Eltern sind vorprogrammiert. Ob die Vertragsparteien an die konkrete Umsetzung und die Bedarfe der Eltern gedacht haben, kann bezweifelt werden.“