Positionspapier des Landesverbands Baden-Württemberg

Kindeswohl muss im Vordergrund stehen

Auch nach einem Jahr Corona-Pandemie werden wir nicht müde zu wiederholen, dass Kinder für ihre Entwicklung andere Kinder, ihren Tagesrhythmus, die Gemeinschaft in der Kita, ihre Bezugspersonen und ihre Bewegungsmöglichkeiten brauchen. Kinder brauchen Kitas. Kinder brauchen Kinder: Wichtige Kindheitserfahrungen fehlen ihnen sonst. Viele der Pandemie-Maßnahmen stehen zudem in einem Spannungsfeld zu den Erwartungen der Kinder nach Nähe und Geborgenheit. Kinder zählen jetzt schon zu Verlierern der Pandemie und das Jahr 2021 wird weitere Herausforderungen mit sich bringen. Schul- und Kitaschließungen haben erhebliche langfristige negative Folgen für die Fähigkeiten und Potentiale sowie das Wohlergehen der betroffenen Kinder, insbesondere für diejenigen mit Benachteiligungen sozioökonomischer Art. Isolation und Quarantäne stellen für Kinder eine hohe psychische Belastung dar.

Das Wohl des Kindes muss also bei politischen Entscheidungen immer im Vordergrund stehen. Leider ist dies nach mehr als einem Jahr Corona-Pandemie immer noch nicht ausreichend in das Bewusstsein der Entscheidungsträger eingedrungen. Nach wie vor stehen Beschränkungen im Vordergrund, anstatt auf zwischenzeitlich bekannte Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung zu setzen. Nach wie vor fehlt die nötige Geschwindigkeit bei der Umsetzung der Maßnahmen.

Unser Ziel als Deutscher Kitaverband bleibt es deswegen, allen Kindern – in einem verantwortbaren Rahmen – Freiräume zu schaffen und dauerhaft Zugang zu Betreuung, Erziehung und Bildung zu ermöglichen.

Konsequentes Handeln und mehr Geschwindigkeit

Anstatt Kitas wieder reflexartig zu schließen, müssen die vorhandenen Erfahrungen schnellstens in konsequentes Handeln umgesetzt werden. Dazu schlägt der Deutsche Kitaverband ein dreistufiges, von der jeweiligen Inzidenz abhängiges, Offenhaltungskonzept vor. Dieses ist geeignet, die Ausbreitung der Pandemie, auch der Mutanten, in den Kindertagesstätten in den Griff zu bekommen. Nach über einem Jahr Pandemie, mit mal mehr und mal weniger Lockdown, ist die Verunsicherung und Ungeduld der Eltern nicht mehr zu übersehen.

Es muss endlich durch konsequentes Handeln und Einsatz aller bekannten Maßnahmen die Öffnung der Kitas sichergestellt und gleichzeitig für die Mitarbeiter*innen und Kinder das Ansteckungsrisiko möglichst gering gehalten werden.

Pandemiegerechte Offenhaltung nötig

Die Strategie der Pandemie-Bekämpfung ist für die Kita-Verantwortlichen und die Eltern nicht mehr erkennbar. Die Infektionszahlen sinken in den Lockdowns nur unwesentlich. Die Schäden für unsere Kinder sind zwischenzeitlich ausreichend erforscht – wir wissen genau wie sehr Kinder andere Kinder für ihre Entwicklung brauchen. Deswegen müssen jetzt Konzepte, die eine pandemiegerechte Offenhaltung der Kitas langfristig möglich machen, umgesetzt werden.

Der Anteil der hochansteckenden Mutanten steigt ständig. Dies fordert auch den Kitabereich zu konsequentem Handeln insbesondere in Bezug auf die Teststrategie heraus. Wir können nicht Tage warten, bis Testergebnisse zur Verfügung stehen und Kitas selbst zu Hotspots werden.

Von der Politik fordern wir eine konsequente Anti-Covid-Strategie – mit einem langfristigen Plan.

Offenhaltungskonzept mit drei Bausteinen

Der Deutsche Kitaverband schlägt ein Konzept für einen sicheren Kitabetrieb mit drei Bausteinen vor: Selbsttests für Mitarbeiter*innen und Kinder in den Kitas, eine schnelle Impfung der Kita-Mitarbeiter*innen und den Einsatz von Luftfiltergeräten. In Ergänzung mit den üblichen Corona-Hygieneregeln (regelmäßiges Lüften, Abstandsregel und Maske für die Erwachsenen untereinander) kann der für die Kinder und Familien so wichtige Kitabetrieb weiter gewährleistet werden.

Der erste Baustein sind prophylaktische verpflichtende Selbsttests einmal pro Woche für alle Kinder und Mitarbeiter*innen, wenn die Inzidenz über 100 liegt. Bei einer geringeren Inzidenz sollen sich, wie aktuell vorgeschrieben, nur die Mitarbeiter*innen testen. Die Eltern führen die Tests bei ihren Kindern in der Kita selbst durch. Sobald bei Mitarbeiter*innen oder Kindern ein Positivfall auftritt, dürfen vier Tage lang nur noch Personen (Erwachsene und Kinder) die Kita betreten, die negativ getestet sind. Durch dieses Vorgehen können Corona-Fälle frühzeitig herausgefiltert und das Risiko weiterer Infektionen und entstehende Hotspots früh verhindert werden. Dazu brauchen die Kitas ausreichend kostenlose Selbsttests (Kurzstäbchen, Gurgel- oder Lutschtests) für Mitarbeiter*innen und Kinder vor Ort.

Der zweite Baustein ist eine schnelle Durch-Impfung der Kita-Mitarbeiter*innen. Die vorgezogene Impfmöglichkeit für Erzieher*innen ist ein wichtiger Schritt. Nun brauchen wir für die Realisierung der Impfberechtigung ausreichend Impfstoff und vor allem eine zügige Vereinbarungsmöglichkeit von Impfterminen.

Der dritte Baustein ist die Ausstattung der Kitas mit Luftfiltergeräten. Es ist nicht nachzuvollziehen, dass mobile Luftfiltergeräte bisher nur für Schulen gefördert werden. Diese Geräte sind für alle weniger gut zu belüftende Räume auch in den Kitas, wie z.B. die Wickelbereiche, wichtig. Diese Investition ist darüber hinaus für die Bekämpfung weiterer Infektionskrankheiten sinnvoll und damit langfristig gut angelegtes Geld.

Wir fordern die Landesregierung auf, die Kindertagesstätten mit Selbsttests, Impfterminen und Investitionszuschüssen für Luftreinigungsgeräte zu unterstützen. Wir benötigen sie jetzt!

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