Mit dem Satz „Dem Wahnsinn sind keine Grenzen mehr gesetzt“ hat Tilman Kuban, Bundestagsabgeordneter und ehemaliger Bundesvorsitzender der Jungen Union, auf Twitter ein Foto eines Elternbriefes gepostet, in dem das Kita-Team einer katholischen Kita in Fulda um Verständnis bittet, dass die Kinder in diesem Jahr keine Geschenke zu Mutter- und Vatertag basteln. Zunächst war dabei die Adresse der Kita sichtbar, die Kuban später schwärzte.

Kuban wird von der Online-Ausgabe der Frankfurter Rundschau zitiert: „Dass Kinder nicht mehr für ihre Eltern basteln sollen halte ich für eine unglaubliche Entwicklung. Die Mütter in Deutschland leisten Großartiges und ihnen sollte man am Muttertag auch Danke sagen“, so Kuban.

Und weiter: „Es geht nicht darum jemanden persönlich anzugreifen, denn auch Erzieherinnen und Erzieher machen einen tollen Job. Wir sollten aber eine inhaltliche Debatte dazu führen, ob Kinder noch für Väter und Mütter basteln sollen.“

Ein Bild von Kitas, das den Leistungen und der Alltagsarbeit der Kita-Teams nicht gerecht wird

Zum Tweet von Tilman Kuban nimmt Klaus Bremen, Landesvorsitzender des Deutschen Kitaverband in Nordrhein-Westfalen, Stellung:

„Viele Fachleute sind sich einig, dass die Kita-Versorgung Deutschland unterfinanziert ist. Aktuell zum Beispiel stockt der Kitaplatz-Ausbau, es fehlt zum Beispiel an (Fach-)Personal und immer noch gibt es keine bundesgesetzliche Vorgabe zur Kita-Qualität. Angesichts der finanziellen Situation in Kommunen und Ländern und deren aktuellen Belastung stehen die Kitas vor Ort in einem schwierigen Wettbewerb um öffentliche Mittel.

Auf diesem Hintergrund ist es für die Kitas in Deutschland wenig hilfreich, wenn sich der ehemalige Vorsitzende der Nachwuchsorganisation (!) der CDU ausgerechnet eine Kita aussucht, um eine Art Kulturkampf zum Muttertag und zu Diversität zu führen. So sehr sein persönliches Bild der Familie auch zu respektieren ist: Unterschwellig transportiert der Sub-Text der von der Presse zitierten Äußerungen ein Bild von Kitas, das den Leistungen und der Alltagsarbeit der Kita-Teams nicht gerecht wird und Kita-Arbeit auf Bastel-Aktivitäten reduziert.

Genau das müssen engagierte Politikerinnen und Politiker gerade auch aus der Generation Kuban verstehen: Frühe Bildung ist mehr!

Zum Beispiel die Sprachentwicklung der Kinder zu unterstützen, Bewegung und Körperbewusstsein zu fördern, die Aufmerksamkeit für den Schutz der Umwelt entwickeln zu helfen oder die Kreativität der Kinder zu fördern. Und Kita-Teams sorgen jeden Tag dafür, dass Mütter und Väter Beruf und Familie vereinbaren können. Als Netzwerk unabhängiger Kita-Träger engagiert sich der Deutsche Kitaverband für unsere Kitas und die Weiterentwicklung der frühen Bildung und Betreuung in Deutschland.

Wir verstehen dieses Engagement auch als Beitrag zu einer zeitgemäßen sozialen Marktwirtschaft: Mit unserer Kita-Arbeit wollen wir allen Kindern in heutigen Familien- und Lebensverhältnissen durch Impulse früher Bildung und durch die Erziehungspartnerschaft mit den Elternhäusern Chancen zum sozialen Aufstieg und zu einem selbstbestimmten Leben erschließen.

Wir wünschen uns Herrn Kuban persönlich und die Junge Union daher an der Seite der Kitas und an der Seite derer, die sich für eine zeitgemäße Kita-Versorgung engagieren. Gerade in Zeiten knapper werdender Haushaltsmittel ist dies vor allem politische Gestaltungsaufgabe.

Statt sich an falschen Themen zu verkämpfen, geht es darum, dass die Junge Union diese politische Herausforderung annimmt und in ihren öffentlichen Statements mithilft, Deutschland zu einem Vorreiter früher Bildung in Europa zu machen.“