Auch in diesem Jahr bot die didacta wieder die Möglichkeit für den Austausch über aktuelle Herausforderungen und Chancen in der frühkindlichen Bildung. In vier vom Deutschen Kitaverband organisierten Fachforen und Vorträgen diskutierten Expertinnen und Experten aus der frühkindlichen Bildung, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft wichtige Themen, die Kitas heute und in Zukunft bewegen. Dabei standen vor allem die gesellschaftliche Verantwortung von Kitas, die Bedeutung durchdachter Raumgestaltung, die Potenziale von Wald- und Naturkindergärten und die Förderung von Gesundheitskompetenz im frühen Kindesalter im Fokus.
Gesellschaftliche Verantwortung von Kitas: Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen
Kitas sind weit mehr als nur Orte frühkindlicher Bildung. Weil sie für viele Eltern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf überhaupt erst ermöglichen, bilden sie ein tragendes Fundament unserer Gesellschaft. Auf der didacta 2025 diskutierten in einem Kita-Forum Clemens M. Weegmann (Landesvorsitzender des Deutschen Kitaverbands in Baden-Württemberg), Dr. Susanne Herre (Hauptgeschäftsführerin der IHK Region Stuttgart), Saskia Frank (Landtagsabgeordnete der Grünen) und Anja Braekow (Vorsitzende des Fachkräfteverbands Baden-Württemberg) die unterschiedlichen Herausforderungen und Ansprüche an moderne Kitas.
Aus den Diskussionen ging hervor, dass nicht nur die Anzahl an Betreuungsplätzen eine Rolle spielt, sondern auch deren Qualität und Flexibilität. Viele Eltern sind heute auf flexible Abhol- und Betreuungszeiten angewiesen, um ihren Berufsalltag zu meistern. Gleichzeitig wurde von wirtschaftlicher Seite betont, wie unverzichtbar stabile und verlässliche Betreuungsstrukturen für die Sicherung von Fachkräften sind. Politische Weichenstellungen sind hier dringend erforderlich, damit finanzielle und bürokratische Hürden nicht zu einem Engpass in den Kitas führen. Aus Sicht der Fachkräfte wurde besonders deutlich, dass die stetig steigenden Anforderungen nur mit verbesserten Arbeitsbedingungen und einer höheren gesellschaftlichen Anerkennung zu bewältigen seien.
Räume, die wirken: Wie Raumgestaltung die pädagogische Qualität beeinflusst
Die Gestaltung von Kita-Räumen prägt, wie Kinder lernen und sich entfalten. In einem Fachvortrag erläuterten Anne Rosenkötter (Gesamtleitung Kita-Betrieb und Pädagogik educcare) und Gottfried Schilling (Geschäftsführer Kameleon Raumkonzepte), wie durchdachte Raumkonzepte einen positiven Einfluss auf Entwicklung, Wohlbefinden und Lernfortschritte haben.
Ein wesentlicher Gedanke war die enge Verzahnung von Raumkonzept, pädagogischer Prozessqualität und strukturellen Rahmenbedingungen. Gerade weil Räume oft den ersten Eindruck einer Kita bestimmen, kann eine passende Innen- und Außengestaltung dabei helfen, den Kita-Alltag zu erleichtern. Wichtig sei dabei nicht nur die Frage nach finanziellen Möglichkeiten. Oft lässt sich schon durch ein reduziertes, stimmiges Einrichtungskonzept eine ruhige und gleichzeitig anregende Umgebung schaffen. Rückzugsorte für Kinder sind genauso bedeutend wie klar definierte Bereiche zum freien Spiel. Die Vortragenden betonten außerdem, dass diese Verantwortung nicht allein bei den Erzieherinnen und Erziehern liege, sondern auf Trägerebene mitgedacht werden müsse.
Wald- und Naturkindergärten: Eine großartige Alternative
Die Natur als Lern- und Erfahrungsraum spielt eine immer größere Rolle in der frühkindlichen Bildung. Marko Kaldewey, Geschäftsführer von „Mehr Raum für Kinder“ und Landesvorstand des Deutschen Kitaverbands in Baden-Württemberg, stellte dazu verschiedene Ansätze von Wald- und Naturkindergärten vor. Diese Einrichtungen setzen auf viel Zeit im Freien, Nähe zur Natur und erfahrungsorientiertes Lernen.
Inspiriert von den skandinavischen Ländern wächst der Wunsch nach „Outdoor-Kitas“ auch in Deutschland beständig. Neben klassischen Waldkindergärten gibt es inzwischen mobile Varianten mit Tiny Houses oder Naturwagen, die sich flexibel an verschiedene Standorte anpassen lassen. Eine zentrale Herausforderung ist dabei, dass nicht jede Kita direkt an einen Wald grenzt. Dennoch lassen sich mit kreativen Ideen auch in städtischen Gebieten naturnahe Bildungsräume ermöglichen, wenn das pädagogische Team eng eingebunden sei.
Auch praktische Fragen rund um Bauvorgaben oder alternative Toilettensysteme wurden diskutiert, da viele Wald- und Naturkitas in Außenbereichen angesiedelt sind. Am Ende wurde deutlich, dass Naturkindergärten längst kein Nischenprojekt mehr sind und auf breite Zustimmung stoßen, wenn Träger und Kommunen mit Offenheit an die Umsetzung herangehen.
Gesundheitskompetenz im Kindergartenalter stärken
Die Förderung von Gesundheitskompetenz bereits im Kindesalter entwickelt sich zu einem zentralen Thema in Kitas. Astrid Funken von der BARMER Krankenkasse und Kathrin Kleefisch vom Verein Vielfalt in Sport und Kultur e.V. präsentierten verschiedene Programme, mit denen Kinder frühzeitig für Ernährung, Bewegung und digitale Medien sensibilisiert werden können.
Angesichts steigender Zahlen von Übergewicht und psychischen Belastungen rückt Prävention in Kitas zunehmend in den Vordergrund. So ermöglichen niederschwellige Angebote den Kindern, schon im Vorschulalter Lust an gesundem Essen zu entwickeln oder sich spielerisch jeden Tag ein bisschen mehr zu bewegen. In der Praxis bedeutet das, Kinder frühzeitig für Themen wie Ernährung, Bewegung, mentale Gesundheit und Medienkompetenz zu sensibilisieren. Die BARMER setzt hierzu auf verschiedene Programme, darunter „Ich kann kochen!“, eine Initiative zur Ernährungsbildung in Kitas und Schulen, sowie „DURCHBLICKT!“, ein Präventionsprogramm zur Förderung der digitalen Gesundheitskompetenz.
Ein Bewegungskartenspiel namens DIBBLA unterstützt beispielsweise zudem die motorische Entwicklung durch einfache Übungen, die in jedem Kitaraum oder Außengelände durchgeführt werden können. Gerade Kinder aus sozial schwächeren Familien sollen so gezielt erreicht werden, damit sie nicht von vornherein mit schlechteren Gesundheitschancen starten.
Fazit: Zukunftsthemen im Fokus
Die didacta 2025 hat deutlich gezeigt, welche zentrale Rolle Kitas für unsere Gesellschaft einnehmen. Von der Vereinbarkeit von Familie und Beruf über durchdachte Raumgestaltung bis hin zu Naturpädagogik und Gesundheitsförderung berühren sie eine große Bandbreite an Aufgaben und Chancen. Damit Kitas dieser Bedeutung gerecht werden können, ist eine enge Zusammenarbeit von Politik, Wirtschaft, Trägern und Fachkräften entscheidend. Gerade weil sie sich stetig verändernden Anforderungen stellen, braucht es neue Ansätze, verlässliche Rahmenbedingungen und das Engagement aller Beteiligten, um Kitas zukunftsfähig zu gestalten und sie in ihrer Rolle als Bildungs- und Lebensorte zu stärken.
Präsentationen:
Räume, die wirken: Wie Raumgestaltung die pädagogische Qualität beeinflusst
Wald- und Naturkindergarten – eine großartige Alternative
Gesundheitskompetenz im Kindergartenalter stärken (BARMER)
Gesundheitskompetenz im Kindergartenalter stärken (Vielfalt in Sport und Kultur)