Wunsch und Wirklichkeit sind oft nicht deckungsgleich, das gilt auch für die Forderung nach einer Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen Kitas und Familien. Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung gibt Einblicke in die Praxis und zeigt Hindernisse auf. Auch gerät die Perspektive der Kinder oft aus dem Fokus. Mit Kindersicht auf die Kita-Qualität befasst sich die Stiftung in einem zweiten Projekt.

In der neuesten Ausgabe ihres Newsletters „Wirksame Bildungsinvestitionen“ stellt die Bertelsmann-Stiftung zwei Projekte vor, die der Beteiligung von Familien und Kindern nachgehen.

Schnittstelle zwischen Familie und Kita

Der Forschungsbericht „Kinder zwischen Chancen und Barrieren. Zusammenarbeit zwischen Kita und Familie“ betrachtet die Kooperation zwischen den Beteiligten im Alltag. Ein Forscherinnenteam um Tanja Betz von der Universität Mainz führte unter anderem Interviews mit Eltern und Fachkräften an vier Beispiel-Kitas in Hessen und Baden-Württemberg durch. Zudem beobachteten sie über ein Jahr lang unterschiedliche Situationen an der Schnittstelle zwischen Familie und Kita, wie Bring- und Abholmomente, Feste, Elternabende oder Eltern-Fachkraft-Gespräche.

Oft ungünstige Rahmenbedingungen

Dabei wurde deutlich, dass sich die Erwartungen und Wünsche der Beteiligten an eine Zusammenarbeit mitunter stark unterscheiden. Zudem erschweren ungünstige Rahmenbedingungen den Aufbau einer Bildungs- und Erziehungspartnerschaft. Das können beispielsweise Sprachbarrieren sein, oder fehlende Zeit für Gespräche und Reflexion. Die Autorinnen beschreiben die Gestaltung der Schnittstelle zwischen Familie und Kita als sehr herausfordernd für Fachkräfte wie Eltern und sehen weiteren Forschungsbedarf. „Die Perspektive der Kinder auf die Gestaltung der Schnittstelle zwischen Familie und Kita findet dabei in der Regel wenig Beachtung“, so ein weiteres Fazit des Berichtes.

Kinder mitgestalten lassen

Auch bei Überlegungen zur Weiterentwicklung von Kita-Qualität werden Kinder nur selten mit einbezogen. Dabei gehört genau das zu den Punkten, die Kindern an ihrer Kita wichtig sind: „Sich beteiligen, mitreden und (mit-)entscheiden“. Aber auch „sich von humorvollen Menschen umgeben fühlen und Späße machen“ ist eines der Kriterien, die das Projekt „Kinder als Akteure der Qualitätsentwicklung in Kitas“ im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung ermittelt hat. Die Durchführung lag bei einem Forschungsteam um Professorin Dr. Iris Nentwig-Gesemann vom Institut für Demokratische Entwicklung und Soziale Integration DESI.

Plakat „Achtung Kinderperspektiven!“

Knapp 200 vier- bis sechsjährige Kinder in 13 deutschen Kitas haben mit Hilfe verschiedener Methoden erklärt, was für sie ein „gute“ Kita ausmacht, was sie brauchen, um sich wohl und sicher zu fühlen. Die Ergebnisse hat das Team 23 Qualitätsdimensionen zugeordnet und in einem Plakat übersichtlich zusammengefasst. Es kann in Kitas einen Anstoß zu Reflexion und Austausch geben. Eine erläuternde Begleitbroschüre und Handreichungen zur Nutzung des Plakates vervollständigen das Informationsangebot, das die Bertelsmann-Stiftung kostenlos zur Verfügung stellt. Zusätzlich können Kitas einen „Methodenschatz“ bestellen, um in der eigenen Kita Kinderperspektiven erheben und auswerten zu können.

 

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Foto: Stephanie Hofschläger/pixelio.de