Sabine Huck„Eine Kollegin und ich eröffneten 1997 unsere erste eigene Kita“, erinnert sich Sabine Huck, Geschäftsführerin der Spielwiese gGmbH aus Baden-Baden. Heute betreibt der Träger insgesamt acht Kindertageseinrichtungen in den Orten Gaggenau, Gernsbach, Loffenau, Muggensturm und Rastatt. Über 100 Fachkräfte betreuen dort etwa 340 Kinder. „Unser Startimpuls damals waren die Öffnungszeiten: Von vielen Müttern und Vätern wussten wir, dass ihnen eine Halbtagsbetreuung nicht ausreichte, und es ärgerte uns, dass das damalige Kitasystem diese Eltern einfach im Regen stehen ließ.“ Doch sie hätten „dicke Bretter“ bohren müssen, um mit ihrer Ganztagskindergartenidee landen zu können. Besonders im ländlichen Bereich galt damals: „Frauen gehören nach Hause zu den Kindern.“ Heute sei das – Gott sei Dank – nur noch selten ein Thema.

Viele WaldkindergärtenWaldkindergarten SpielWald Rastatt

Wofür der Träger inzwischen vor allem bekannt ist, sind seine Waldkindergärten. Fünf der acht Einrichtungen, die die Spielwiese gGmbH betreibt, sind Waldkitas. 2012 hatte eine Privatinitiative in Rastatt einen Naturkindergarten gegründet – war jedoch bald mit der Leitung überfordert und wollte die Aufgabe abgeben. Sabine Huck, selbst ein Naturfan, war Feuer und Flamme. Die Spielwiese gGmbH übernahm zunächst diese Einrichtung und baute in den nächsten Jahren weitere auf. „Die Kommunen kamen auf uns zu, weil sie Familien ebenfalls ein solches Angebot machen wollten“, sagt die Geschäftsführerin und Gesellschafterin. „Sie schlugen uns mögliche Gelände vor, die wir meist zusammen mit dem Förster begutachteten. Anschließend suchten wir uns den passenden Ort für den zukünftigen Waldkindergarten aus.“

Mittagsruhe im WaldAlles findet draußen statt

Umfangreiche Bauarbeiten entfallen bei einer solchen Einrichtung. Klassischerweise steht der Kindergruppe lediglich ein Bauwagen oder eine kleine Hütte zur Verfügung. Nur bei extremen Witterungsverhältnissen ziehen sich Kinder und Fachkräfte in diese Schutzunterkunft zurück. Der Alltag findet normalerweise draußen statt. Hier wird gespielt, gesungen, gemalt, geklettert, gebaut, geforscht, gegessen und geschlafen.

„Die Natur macht was mit den Menschen“

„Wir machen die Erfahrung, dass viele Kinder in Innenräumen unter Reizüberflutung leiden. Draußen in der Natur ist das anders“, berichtet Sabine Huck. „Dort sind sie ausgeglichen. Sie lassen sich von den vielen Dingen und Lebewesen, die sie dort vorfinden, anregen. Die Natur gibt ihnen nichts vor und fordert nichts. Sie können ihre eigenen Fantasiewelten entwickeln, ihrer Kreativität folgen und ihren Bewegungsdrang ausleben.“ Es gehe den Kindern einfach gut draußen. Abends seien sie ausgefüllt. Schlafstörungen kämen nicht mehr vor. „Die vielen Stunden an der frischen Luft stärken außerdem das Immunsystem von Kindern und Pädagog*innen“, betont die Träger-Geschäftsführerin. „An unseren WaldkindergartenKrankenzahlen lässt sich das sehr gut ablesen.“ Doch der Wald hat noch etwas, das über das rational Beschreibbare hinausgeht. Sabine Huck fasst es so zusammen: „Die Natur macht was mit Kindern und Erzieher*innen.“

Alexandra StrobelAlexandra Strobel, die in der Geschäftsleitung für Personalthemen zuständig ist, freut sich, dass die Waldkindergärten bei Fachkräften ebenfalls sehr beliebt sind: „Für viele ist es ein Traum, in einer solchen Einrichtung zu arbeiten“, sagt sie. Besonders Männer könne sie für diese Kindergärten besser gewinnen als für klassische Haus-Kitas.

Waldkindergarten geht auch ganztags!

Nun führte der Träger beide Stränge zusammen: Aufgrund der begrenzten Innenraummöglichkeiten sind Waldkindergärten typischerweise Halbtagseinrichtungen. Die Spielweise gGmbH betreibt jetzt jedoch ihre erste ganztags geöffnete Waldkita. „Dazu haben wir eine größere Schutzunterkunft errichtet“, erzählt Sabine Huck. Und es zeigte sich bereits: Das Konzept Waldkindergarten funktioniert auch ganztags prima.

Bewusste Ernährung & gute Ernährungsbildung

Alle Spielwiese-Einrichtungen sind BeKi zertifiziert. BeKi steht für Bewusste Kinderernährung und ist eine Initiative des Landes Baden-Württemberg. Wer ein Zertifikat erwerben möchte, muss nicht nur nachweisen, dass für Nahrungsmittel und Getränke bestimmte Qualitätsstandards eingehalten werden, sondern damit auch eine gute Ernährungsbildung verknüpfen. BeKi-Kitas bringen das Ernährungsthema außerdem in die Erziehungspartnerschaft mit den Eltern ein und vernetzen sich mit lokalen Akteur*innen aus dem Nahrungsmittelbereich. „Wir Kinderkrippe Spielwiese Gernsbachbieten den Kindern in unseren Einrichtungen eine Bio-Vollverpflegung aus saisonalen und regionalen Lebensmitteln. Wir führen hauswirtschaftliche Tage durch, fördern die Körperwahrnehmung der Kinder und beziehen die Eltern in speziellen Elternabenden in die Ernährungsbildung mit ein“, berichtet Alexandra Strobel. Künftig soll eine eigene Catering GmbH Essen liefern, dass noch besser auf die Bedürfnisse junger Kinder abgestimmt ist.

Fachkräftenachwuchs gesichert

Die Spielwiese gGmbH ist in den letzten zwei Jahren schnell gewachsen. Es kamen vier neue Einrichtungen dazu. „Das funktionierte auch deshalb so gut, weil wir – untypisch für die Branche – keine Personalsorgen haben“, sagt Alexandra Strobel. Das habe mehrere Gründe: „Wir bilden sehr viel aus. In unseren Kitas absolvieren angehende Erzieher*innen ihr praktisches Jahr, oder sie
machen ihre praxisintegrierte Ausbildung (kurz PiA), die, wie in anderen Berufen auch, dual abläuft.“ Außerdem bietet der Träger Schüler*innen Praktikumsplätze an und engagiert sich beim jährlichen Boys‘ Day. „So ziehen wir uns unseren Nachwuchs selbst heran“, sagt die Geschäftsleiterin. „Außerdem finden wir es wichtig, dass sich unsere Beschäftigten gesehen und wertgeschätzt fühlen. Wir achten daher auf eine familiäre Atmosphäre, fördern gemeinsame Aktivitäten im Team, stärken Vielfalt und Multiprofessionalität“, erklärt Alexandra Strobel. „Am jährlichen Wertschätzungstag besuchen wir als Geschäftsleitungen alle Kitas und bedanken uns bei unseren Beschäftigten. Wir haben dann immer auch kleine Geschenke als Anerkennung im Gepäck – einen Korb mit Süßigkeiten, ein Badepäckchen, Blumen …“Gruppenraum in einem Kiga

Wichtig: Mitgliedschaft im Deutschen Kitaverband

Die Spielweise gGmbH ist quasi seit Verbandsgründung Mitglied im Deutschen Kitaverband. Sabine Huck schätzt die Möglichkeit, sich mit anderen Trägern auszutauschen und fachlichen sowie rechtlichen Rat zu erhalten. „Es ist ein tolles, kollegiales Miteinander und Wissen wird ganz selbstverständlich geteilt“, sagt sie. Besonders wichtig ist ihr jedoch, dass der Verband den freien unabhängigen Trägern eine politische Stimme gibt. „Es kann nicht sein, dass sich die Betriebskostenförderung je nach Art des Trägers unterscheidet“, sagt sie. Dass jede Kommune ihre eigenen Förderregeln aufstellt, stört sie ebenfalls. „Es ist gut und wichtig, dass der Deutsche Kitaverband hier klar Position bezieht und für gleiche Rechte und gleiche Förderbedingungen für alle Träger kämpft“, sagt sie.

Kontakt

Sabine Huck
Spielwiese gGmbH
Metzgerstraße 41
76530 Baden-Baden
info@spielwiese-gmbh.de
www.spielwiese-gmbh.de