Die Stadt Karlsruhe plant die Kita-Finanzierung zu reformieren. Gemeinderäte und Trägergruppen diskutierten im Albert-Schweitzer-Saal in Karlsruhe über aktuelle und strukturelle Probleme bei der Finanzierung von Kindertagesstätten in freier Trägerschaft. Wie kann die Kita-Finanzierung zukunftsfähig ausgestaltet werden?

Bei der Diskussionsveranstaltung Ende Januar, die von Dekan Dr. Thomas Schalla moderiert wurde, brachten die Trägerverbände Impulse mit den Knackpunkten der Karlsruher Kita-Finanzierung ein.

Der Paritätische Wohlfahrtsverband stellte in einem Impuls dar, wie sich gemeinnützige Organisationen am Gemeinwohl orientieren und nicht am Profit, der daraus entstehen kann. Trotzdem sei es wichtig, eine kleine Marge zu erzielen. Der Überschuss diene unterschiedlichen Dingen, wie beispielsweise bei der Bewältigung der Corona-Krise. Auch das Subsidiaritätsprinzip dürfe nicht aus den Augen verloren werden.

Die AWO Karlsruhe klärte über die Kostenstrukturen in den Kitas auf mit Hilfe einer Auflistung der Refinanzierungen, welche die Träger erhalten. Dabei wurde deutlich, dass bei jedem Kostenfaktor nur ein Teil refinanziert wird. Zum Beispiel bei den Personalkosten: hier werden im Schnitt 88% der gesamten Kosten refinanziert, der Träger bleibt also auf 12% der Kosten sitzen. Bei den Sachkosten gibt es keine direkte Refinanzierung und sie müssen von den Elternbeiträgen gezahlt werden. Fazit: Die Bezuschussung müsse also steigen oder die Elternbeiträge müssten erhöht werden.

Die Evangelische Kirche forderte die Berechnung eines Referenzwertes für künftige Elternbeiträge. Dieser solle aus dem Durchschnitt aller Elternbeiträge der Träger errechnet werden. Die Kirche(n) seien aufgrund der sinkenden Kirchensteuer-Einnahmen nicht mehr in der Lage die Defizite quer zu finanzieren. Kein freier Träger schaffe es mit den städtischen Beiträgen auszukommen.

Ein Referenzbeitrag dürfe kein politisch gesetzter Beitrag sein, außer man akzeptiere die betriebswirtschaftliche Seite dessen und gleiche diese aus, warf der Paritäter ein. Die Kitas könnten derzeit ohne Elternbeiträge nicht auskommen. Die Elternbeitragsdeckelung und -Angleichung aller Kitas könne nicht parallel verlaufen, da die Träger sonst einen hohen finanziellen Verlust hätten. Ein Qualitätsverlust sei die Folge.

Die städtischen Kosten für einen Kita-Platz müssten im Sinne der Transparenz und Vergleichbarkeit sowie als Berechnungsgrundlage offengelegt werden, merkte der Deutsche Kitaverband an. Außerdem wurde der Fachkräftemangel angesprochen, der immer gravierender wird. Den Mangel wolle man unter anderem durch Quereinsteiger*innen mit interessanten Qualifikationen (z.B. Sportler*innen oder Künstler*innen) ausgleichen. Diese würden aber im Gegensatz zu anderen Städten nicht refinanziert. Im Landkreis Karlsruhe sei die Finanzierung teilweise besser als in der Stadt Karlsruhe.

Die Träger(gruppen) und die Fraktionen wollen weiter auf gut ausgebildete Fachkräfte setzen, um dem Bildungsanspruch weiterhin gerecht zu werden. Um sie zu entlasten, sollte es aber eine Finanzierung von Verwaltungs- und Aushilfskräften geben. Die Träger müssten mehr Handlungsspielraum bei der Zusammensetzung des Personals erhalten.

Die Katholische Kirche brachte ein weiteres Thema ein: Kinder, welche integrative Unterstützung benötigen, bekommen in ihren Einrichtungen einen eigenen FSJler zur Betreuung. Die Kosten betragen hierbei 700€, es werden aber nur 400€ pro Kind refinanziert, weshalb die katholische Kirche also auf 300€ Eigenfinanzierung angewiesen sei.

Die Parteien wollen zum Teil am Ziel der Beitragsfreiheit festhalten. Zum Teil stellen sie das Ziel angesichts der Herausforderungen in Frage. Niemand wolle Qualitätseinbußen. Die Kitabeiträge für die Eltern komplett abzuschaffen, erweise sich als schwierig. Deshalb sollte sich erstmals um die angesprochenen Themen gekümmert werden.

Eine weitere politische Klärung sei notwendig. Den Dialog wolle man fortsetzen. Das nächste Treffen sollte gemeinsam mit der Verwaltung stattfinden. Die genauen Zahlen müssten laut den GemeinderätInnen offengelegt werden, um eine genaue und konkrete Weiterarbeit zu ermöglichen.

 

Foto: © Deutscher Kitaverband