Probleme bei der Auslieferung – Eltern wollen testen – Lolli-Tests noch nicht zuverlässig.
Kritik am NRW-Familienministerium wegen Ungleichbehandlung privatgewerblicher Kita-Träger bei Versorgung mit Corona-Tests

Seit zwei Wochen liefert das Land Nordrhein-Westfalen Corona-Schnelltests für Kinder und Mitarbeiter*innen an die Kitas aus. In der vergangenen Woche hat der Deutsche Kitaverband eine repräsentative Gruppe (30 Kita-Träger) seiner Mitglieder mit einer Blitzumfrage nach ihren Erfahrungen befragt.

Belieferung mit Schwierigkeiten

Die Mehrheit der angefragten Kita-Träger gab an, in der Woche vom 19. bis 24. April 2021 Corona-Selbsttests durch das Land NRW erhalten zu haben.

In einigen Fällen verzögerte sich die Lieferung. Die den Kita-Trägern mitgeteilten Gründe: Ein Jugendamt teilte mit, dass die Tests vom Land direkt an die Kitas ausgeteilt werden und auch die städtischen Kitas noch keine Tests erhalten hätten. Ein anderes Jugendamt erklärte, dass noch keine Tests eingegangen seien, weil es Verzögerungen im Lieferverkehr gegeben habe.

O-Töne aus Kitas: „Die Verteilung der Tests ist zu aufwändig: Bisher müssen diese abgeholt werden, ein Paketversand wäre deutlich sinnvoller. Es wurde bereits angekündigt, dass in den kommenden Wochen eine Knappheit zu erwarten ist. Das ist ungünstig, da der Prozess gerade gut läuft.“ – „Wir haben bis heute keine Antwort darauf erhalten, warum wir keine Lieferung erhalten haben.“

Deutscher Kitaverband NRW: Kritik am NRW-Ministerium wegen Ungleichbehandlung privatgewerblicher Kita-Träger bei der Versorgung

Kritik äußerte der Vorsitzende des Deutschen Kitaverbandes in NRW, Klaus Bremen, an der Praxis des Familienministeriums, privatgewerblich geführten Kitas keine Selbsttests zur Verfügung zu stellen. Das Argument des Ministeriums: Die privatgewerblichen Kitas erhalten keine öffentlichen Mittel, also auch keine Tests.

Klaus Bremen: „Die privatgewerblichen Kitas sind von der Pandemie wirtschaftlich ähnlich betroffen wie zum Beispiel das Hotel- und Gaststätten-Gewerbe und andere mittelständische Unternehmen. Mir ist unverständlich, dass ausgerechnet ein FDP-Minister hier Unterstützung verweigert.“

Der Kitaverbands-Vorsitzende hält einen Verweis des Ministeriums auf das Recht der Kinder- und Jugendhilfe (SGB VIII) für irreführend: „Die Unternehmer*innen, die privatgewerblich Kita-Plätze anbieten, nehmen im Rahmen des SGB VIII das Grundrecht der Gewerbefreiheit (Art. 12 GG) wahr. Sie schaffen vor Ort Kita-Plätze, die dann im Bereich der geförderten Kita-Plätze nicht mehr nachgefragt werden. Diese Kitas tragen faktisch nicht nur zum Abbau des Kitaplatz-Mangels bei, sondern haben mit ihren Angeboten oft eine Vorreiter-Rolle in der Kita-Versorgung.“

Klaus Bremen: „In NRW lässt das Ministerium diese Kita-Träger – vermutlich aus ideologischen Gründen – im Regen stehen. Dass der Minister das mitträgt, irritiert mich.“

Wahrnehmung der Kita-Träger: Eltern nutzen Selbsttests

Die Selbsttests der Kita-Kinder sollen in Verantwortung der Eltern zuhause durchgeführt werden. Für die Kita-Träger stellt sich als Frage: Nutzen die Eltern die Selbsttests? Die Mehrheit der befragten Träger sagt: „Ja, die Eltern nutzen die Tests“, drei Träger verneinen dies allerdings. Die Kommentare dazu gehen von „Es besteht großes Interesse.“ bis „teils…teils“.

Wie fällt die Bewertung der Selbsttests durch die Eltern aus? Die Mehrheit der blitzbefragten Kita-Träger gab an, dass die Eltern die Tests unterstützen. Kein einziger Kita-Träger hat eine kritische Bewertung durch Eltern zurückgemeldet. Einige Kita-Träger gaben an, dass sie keine Wahrnehmung haben, wie die Eltern die Tests bewerten.

Wie bewerten die Kita-Träger selbst die Testung? Die Mehrheit der Kita-Träger unterstützt die Tests, drei der befragten Kita-Träger stehen der Testung kritisch gegenüber, ein Träger gab an, dass er sich neutral verhalten will.

O-Ton aus einer Kita: „Wir haben absolut kein Verständnis für die ablehnende Haltung vereinzelter Träger. Man kann die Tests spielerisch und kindgerecht im geschützten Rahmen der Kita oder des Elternhauses durchführen. Das Testen der Kinder und der Mitarbeiter*innen gibt allen Beteiligten ein Stück Sicherheit und hilft, das Virus einzudämmen, da insbesondere Kinder das Virus ggf. symptomfrei in sich tragen und damit auch übertragen können.“

Lolli-Test offenbar noch unzuverlässig

Rückmeldungen der Kita-Träger machen deutlich: Für Kinder im Kindergartenalter ist die Selbsttest-Methode mit Nasen-Stäbchen nicht unbedingt geeignet. Eine Alternative: die Lolli- Methode. Sie dauert rd. 30 Minuten, wird in kleinen Gruppen umgesetzt und nach Wahrnehmung der Kita-Träger machen die Kinder dabei gut mit.

Allerdings gibt es auch diesen O-Ton aus einer Kita: “Leider sind die Lolli-Testungen nicht sehr zuverlässig. Wir haben eine Testung in der Einrichtung gehabt und alle waren negativ und am Nachmittag durch einen Selbsttest zu Hause hatten wir dann doch einen positiven Fall.“

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