Auf Einladung des Deutschen Kitaverbands diskutierten Prof. Dr. phil. Yvonne Anders (Universität Bamberg), Erik von Malottki MdB, Staatssekretär Volker Schebesta (Kultusministerium Baden-Württemberg) und Waltraud Weegmann (Bundesvorsitzende Deutscher Kitaverband) zum Bildungsort Kita. Dabei standen vor allem Fragen nach einheitlichen Qualitätsstandards im Bildungsföderalismus und die Herausforderungen des Fachkräftemangels im Zentrum. Jeannette Otto (Die Zeit ) moderierte die teilweise sehr lebhaft geführte Diskussion.

Bildungsinstitution Kita

Alle Panelist*innen waren sich einig, dass Kita als Bildungsort gelten muss, die Kitas jedoch aufgrund schwieriger Rahmenbedingungen ihr volles Potenzial noch nicht entfalten können. Diskutiert wurde über das Verhältnis Kinder-/Jugendhilfe zu Bildungspolitik und die Frage wo Betreuung bzw. Bildung ansetzt. Kitas sollen schließlich nicht nur Baustein für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sein, sondern vor allem die erste Bildungsinstitution der Kinder. Die Mehrheit der Erzieher*innen sieht sich im Selbstverständnis auch verstärkt als Teil der Bildungsinstitution Kita wie Staatssekretär Schebesta anmerkte. Waltraud Weegmann forderte, die Kitas als gleichwertigen Bildungsort zu begreifen – auch damit sich der Lernort Kita in seinem Selbstverständnis weiterentwickeln kann. Prof. Anders wies darauf hin, dass im Zuge der Corona-Pandemie nur unzureichend anerkannt wurde, dass man den Kindern nicht nur Betreuung sondern auch Bildung entzog.

Bildungsförderalismus

Bei der Frage nach den Vor- und Nachteilen des Bildungsföderalismus war sich die Diskussionsrunde dann nicht mehr ganz so einig. Prof. Anders berief sich auf eine vergleichende Analysen der sehr heterogen aufgestellten Bildungspläne in den Bundesländern und hob den wissenschaftlichen Befund hervor, dass Kitas die Bildungspläne nur teilweise umsetzen. Demnach sei aus empirischer Perspektive eine große Diskrepanz in der Qualität der Kitas zu erleben. Erik von Malottki nahm die Sprach-Kitas als positives Beispiel dafür, wie bundesweite Standards in Kitas Bildung, Qualität und Integration voranbringen können. Er plädierte für die Idee einer Verantwortungsgemeinschaft unter Beteiligung des Bundes für mehr Bildungsqualität in Kitas.

Fachkräfte

Diskutiert wurde auch die Rolle der Fachkräfte bei der Frage nach der Bildungsinstitution Kita. Die Bildung in der Kita geschieht idealerweise ganzheitlich, Impulse der Kinder werden aufgenommen und in Lerninhalten weiterentwickelt. Wieviel Struktur die Fachkräfte hierbei den Kindern vorgeben, kann entscheidend für den Lernerfolg sein wie Prof. Anders anmerkte. Entsprechend müssen neue pädagogische Erkenntnisse in die (Weiter-) Qualifizierung der Fachkräfte einfließen.

Die beste Bildung nützt jedoch nichts, wenn nicht genügend Fachkräfte vorhanden sind. Entsprechend angeregt diskutiert wurde daher über die Lösung des Fachkräftemangels. Während Herr von Malottki die Ausbildungskapazitäten hochsetzen würde und mahnte, dass alle Bundesländer gemeinsam mehr ausbilden müssten – auch über die eigene Kapazität hinaus, hielt Staatssekretär Schebesta dies für völlig abwegig, da der Bedarf so immens hoch sei, dass allein erhöhte Ausbildungsquoten die Lage nicht lösen würden. Frau Weegmann erinnerte daran, dass der Fachkräftemangel ein strukturelles Problem sei. Es bedürfe ihrer Meinung nach vieler Stellschrauben über die Ausbildungsfrage hinaus, um mehr Personal in die Kitas zu bekommen.