Der Deutsche Kitaverband warnt angesichts der heute veröffentlichten Daten des Statistischen Bundesamts eindringlich davor, den Rückgang der in Kitas betreuten Kinder als Einladung zu Kürzungen zu verstehen. Vielmehr eröffnet sich die Chance, die Qualität der frühkindlichen Bildung gezielt zu verbessern und die Betreuungssituation nachhaltig zu stärken.
„Die sinkenden Kinderzahlen dürfen nicht als Anlass für Einsparungen gesehen werden, sondern müssen als Gelegenheit genutzt werden, um endlich in Qualität zu investieren“, betont Waltraud Weegmann, Bundesvorsitzende des Deutschen Kitaverbands. „Jetzt haben wir, aufgrund der Entspannung am Arbeitsmarkt für Erzieherinnen und Erzieher, die einzigartige Möglichkeit, in Bildung und damit in die Zukunft unserer Gesellschaft zu investieren.“
Die sinkenden Kinderzahlen wirken sich regional unterschiedlich aus. Während im Westen vor allem die Wartelisten kürzer werden, zeigt sich im Osten bereits eine rückläufige Belegung der Plätze. Der Deutsche Kitaverband fordert, diesen Trend zu nutzen, um die Personalschlüssel zu verbessern, die in vielen Bundesländern noch immer nicht den wissenschaftlichen Empfehlungen entsprechen. „Anstatt Personal abzubauen, müssen jetzt Betreuungsrelationen verbessert und die pädagogische Qualität gezielt gesteigert werden“, erklärt Weegmann.
Während in den neuen Bundesländern die Betreuungsquote unter Dreijähriger bei 54,9 Prozent liegt, besteht in den alten Bundesländern weiterhin erheblicher Nachholbedarf. „Die teilweise horrendhohen Elternbeiträge, vor allem für Ganztagsangebote, wirken in vielen Regionen wie eine Eintrittsbarriere. Das können wir uns angesichts des Fachkräftemangels und der demografischen Entwicklung schlicht nicht leisten“, so Weegmann. „Frühkindliche Bildung ist der Schlüssel zu Chancengerechtigkeit, Teilhabe und zur Erwerbstätigkeit von Frauen – und damit auch zum Abbau von
Altersarmut.“
Zudem beobachtet der Verband, dass das Eintrittsalter in die Kita steigt und die täglichen Betreuungszeiten abnehmen.„Gerade für Kinder aus Familien mit nichtdeutscher Muttersprache oder sozioökonomisch herausfordernden Lagen ist eine frühzeitige und ganztägige Betreuung entscheidend. Sie brauchen die Kita als Bildungsort – je früher und intensiver, desto besser“, so Weegmann.
Der Deutsche Kitaverband sieht in der Entwicklung darüber hinaus die doppelte Chance: Qualität und Personalschlüssel können verbessert und das gesetzlich verankerte Wunsch- und Wahlrecht der Eltern endlich praktisch umgesetzt werden.
Mit Blick auf die angespannte Haushaltslage warnt der Verband die Politik davor, Sparmaßnahmen auf dem Rücken der Kinder und Träger auszutragen. „Die Gesellschaft darf jetzt nicht auf die Bremse treten. Gerade in Zeiten knapper Kassen müssen wir gezielt in Qualität investieren“, fordert Weegmann. „Der Wettbewerb zwischen Trägern darf nicht über Preise, sondern nur über Qualität stattfinden. Dafür brauchen wir verbindliche Qualitätsstandards für die Prozesse in den Kitas und eine unabhängige Evaluation.“
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